Projekt Aufarbeitung KZ-Lore

Die Pflege der Geschichte der Feldbahnen im Rhein-Main Gebiet ist dem Frankfurter Feldbahnmuseum stets ein wichtiges Anliegen gewesen.
Eine solche Feldbahn befand sich auch im Süden des Geländes des Frankfurter Flughafens in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Diese Baufeldbahn war für den Bau der Rollbahnen, des damals noch „Fliegerhorst Rhein-Main“ genannten Flughafens unabdingbar.
Ab 1944 setzten die Nazis dort 1700 weibliche jüdische Häftlinge aus Ungarn ein, die dafür vom KZ Auschwitz nach ins KZ-Außenlager Mörfelden Walldorf deportiert wurden. Mithilfe der Feldbahn in 600 mm Spurweite sollten die Häftlinge die Rollbahn für den Einsatz von Düsenjets für die Luftwaffe betonieren.
Unter unmenschlichen Bedingungen und einfachsten Hilfsmitteln, oft mit den bloßen Händen, mussten die Häftlinge schwere Arbeiten verrichten, zumeist unzureichend gekleidet und verpflegt.
Nicht wenige der Frauen bezahlten dies mit ihrem Leben, nicht zuletzt durch die systematische Misshandlung der Aufseher.
Nach Auflösung des Lagers am 25.11.1944 wurden die Zwangsarbeiterinnen ins KZ Ravensbrück nahe Berlin verbracht, wo viele von ihnen starben.
Die Feldbahn wurde abgebaut und in Eile teils einfach in Erdlöchern verkippt.

Bei Entmunitionierungsarbeiten für den Bau des Terminal 3 des Frankfurter Flughafens wurden Fragmente wiederentdeckt. Darunter waren auch die völlig deformierten Reste einer Lore, die vom Flughafenbetreiber Fraport der Margit-Horváth-Stiftung geschenkt, die auf dem Gelände des ehemaligen Lagers eine Gedenkstätte eingerichtet hat.
Mit der Stiftung verbindet das Feldbahnmuseum bereits eine langjährige Zusammenarbeit. Im Museum konnten Schülerinnen und Schülern im Rahmen von praxisnahen Führungen die Funktion der Feldbahn näher gebracht werden.
Der Bitte der Margit-Horváth-Stiftung die Lore für ein Denkmal an der Gedenkstätte wieder herzurichten, entsprachen die Vereinsmitglieder des FFM daher gern.
Zusammen mit Schülerinnen und Schülern der Dreieich-Schule und der Stiftung wurde zunächst ein Konzept erarbeitet und mit der Aufarbeitung der Lore begonnen.



Die schweren Schäden an der Lore machten die Aufarbeitung sehr anspruchsvoll und die beteiligten Vereinsmitglieder mussten all ihr Können aufbieten um die Lore wieder in eine präsentierfähige Form zu bringen. Hierbei kamen Kettenzüge, Radlader, Kran, Hydraulikpressen und -Stempel, sowie Handwinden zum Einsatz. Der Kippmechanismus der Lore wurde aufwändig neu gebaut.

Anschließend wurde die in ihrer Form wieder als solche erkennbare Lore von den Schülerinnen und Schülern entrostet und konserviert.
Nach Abschluss der Arbeiten konnten sich die Protagonisten auf dem Museumsgelände ein praktisches Bild von der Arbeit der Häftlinge machen.

Am 03.11.2023 wurde die Lore an ihren Bestimmungsort verbracht und auf einem Gleisjoch am Lehrpfad der Gedenkstätte KZ-Außenstelle Mörfelden-Walldorf aufgestellt.


Im Rahmen eines andächtigen Festakts wurde die Lore von Nachfahren einer der ungarischen Häftlinge enthüllt, die dafür aus Stockholm angereist waren.
Die Reden hielten der Bürgermeister von Mörfelden-Walldorf, Thomas Winkler, und Cornelia Rühlig, Vorsitzende der Margit-Horváth-Stiftung. Auch die schwedischen Gäste berichteten von den Erlebnissen ihrer Groß- bzw. Urgroßmutter.
Eine Schautafel ergänzt das Mahnmal an den Einsatz der jüdischen Zwangsarbeiterinnen im Frankfurter Stadtwald 1944.