Unser Landwirtschaftswagen Nr. 544, gebaut um 1920 bei Dolberg, Rostock, stammt aus der Blütezeit der Feldbahn. Eingesetzt wurde er auf dem Rittergut Oedelum in der Nähe von Hildesheim.
Mit den hölzernen Transportwagen konnten geerntete Feldfrüchte, Stroh, Heu und andere landwirtschaftliche Produkte vom Feld direkt bis auf den Hof oder in die weiterverarbeitende Industrie gefahren werden. Gezogen wurden solche Wagen oft von Pferden oder anderen Zugtieren, die auf den Höfen ohnehin zur Verfügung standen. Ein Betrieb mit Lokomotiven war eher die Ausnahme.
Aber warum genossen Feldbahnen oft den Vorzug vor Fuhrwerken in der Landwirtschaft?
Auf großen Gutshöfen konnten, mit der gegenüber Fuhrwerken leistungsfähigeren Feldbahn, Güter über weite Strecken einfacher und schneller transportiert werden. Auch sanken Fuhrwerke im Frühjahr und im Herbst zu den Saat und Erntezeiten oft unter dem großen Gewicht der Transportlast in die aufgeweichten Böden ein. Bei der Feldbahn, und bei der Eisenbahn generell, verteilt sich das gesamte Gewicht der Fahrzeuge gleichmäßiger über die Schienen und Schwellen auf die Bodenfläche. Die Gefahr des Einsinkens und Festfahrens von Fahrzeugen in den feuchten Boden ist damit erheblich geringer.
Im Jahre 2011 konnte im Rebstockpark eine historische Szene mit Umschlag von Gütern einer Landwirtschaftsfeldbahn auf die Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahn (MPSB) nachgestellt werden. Die Anschlussbahnen von den Gutshöfen zu den Ladestellen der MPSB wurden meist von den Hofbetreibern selbst bedient. Das Schmalspurnetz war bis 1969 in Betrieb.
Da unser Landwirtschaftswagen 544 noch seinen originalen Holzaufbau, sowie Doppelspurkranzräder besitzt, ist dieser Wagen leider auf unseren Gleisanlagen nicht einsetztbar. Diese besondere Konstruktion der Räder wurde vor allem in der Frühzeit der Feldbahn verwendet, da man der Spurführung mit nur einem Spurkranz auf den oft nur fliegend verlegten Gleisen nicht recht traute. Dies bedingte allerdings auch eine besondere Konstruktion der Weichen. Der Wagen ist daher ein unbewegtes Anschauungsobjekt und soll zukünftig in eine Ausstellung integriert werden.
Betriebsfähig dagegen ist der 2009 von dem Brücke e.V. in Blankenburg nachgebaute Landwirtschaftswagen 545. Dieser Wagen besitzt Radsätze mit nur einem Spurkranz und kann so an besonderen Veranstaltungen der Öffentlichkeit, mit kleiner Lokomotive oder Zugtier, vorgeführt werden.