Insbesondere die frühe Geschichte des Wagens konnte bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollständig verifiziert werden, die vorhandenen Indizien deuten aber darauf hin, dass es sich so zugetragen hat:
Gebaut wurde der Wagen als einer von über 20 000 Brigadewagen um das Jahr 1917 in einer deutschen Waggonfabrik. Ein genauer Hersteller lässt sich nicht ausmachen, anhand der Walzzeichen ist lediglich bekannt, dass die Profile des Rahmens in der Völklinger Hütte gewalzt wurden.
Im Anschluss gelangte der Wagen aber wohl direkt in den Bestand des bulgarischen Militärs, wofür die ausschließlich bulgarischen Anschriftenreste am Fahrwerk sprechen. Bei der Zerlegung des Wagens wurde in der untersten Farbschicht das Revisionsdatum 4.1.18 gefunden, was darauf hindeutet, dass der Wagen spätestens zu diesem Zeitpunkt zum Einsatz gelangt war.
Nach dem ersten Weltkrieg entwickelte sich parallel zum Güterverkehr auch ein reger Pilgerverkehr zum Kloster Rila. Um das Verkehrsaufkommen (insbesondere in den Sommermonaten) bewältigen zu können, wurden zwischen 1925 und 1931 eine größere Zahl von Brigadewagen zu offenen, halboffenen und geschlossenen Personenwagen umgebaut, darunter auch unser Wagen 110. Er erhielt Längsbänke, feste Stirnwände mit verglaster Eingangstür und ein massives, tonnenförmiges Holzdach mit Blechdeckung. An den Seiten blieben große Fensteröffnungen, die den Fahrgästen eine gute Aussicht und im Sommer viel frische Luft boten. Im Winter konnten hier Fensterscheiben eingesetzt werden.
In dieser Art verkehrte Wagen 110 etwa 30 Jahre lang, bis zur Einstellung der Bahnstrecke Kocerinovo-Kloster Rila am 31.03.1960. Im Gegensatz zu vielen anderen wurde er jedoch nicht verschrottet, sondern verblieb bei der Papierfabrik in Barakovo, die den verbliebenen Streckenrest als Werkbahn nutzte. Dort wurde er fortan als Hilfstender für die Brigadelokmotiven, die die schweren Kohle-, Papier- und Zellulosezüge vom und zum Umladebahnhof in Kocerinovo brachten, missbraucht, während der Wagen mit der FFM-Nr. 109 bis zur Einstellung der Werkbahn als Mannschaftswagen genutzt wurde.
Anfang der 1970er Jahre erfolgte die Aufstellung als Denkmal unterhalb des Klosters Rila. Hierzu wurde der Wagen optisch aufgearbeitet und wieder mit Bänken und Fenstern versehen. So fristete er zwei Jahrzehnte sein Dasein.
Im Jahr 2000 schließlich gelangte der Wagen ins Frankfurter Feldbahnmuseum und diente zunächst als Ersatzteilspender für seinen besser erhaltenen Bruder, der noch im selben Jahr in Betrieb ging. Zunächst in der Halle 2 untergebracht, dann im Freigelände abgestellt diente der Wagen als Holzlager, ehe er am 18.02.2012 in die Halle 3 einziehen konnte.